Sandra Williams (geb. Bennett), die von allen Sandy genannt wird, stammt ursprünglich aus Eerie, musste den Ort allerdings auf Druck ihrer Eltern mit 19 Jahren überstürzt als unehelich Schwangere verlassen. In der Heimat erfuhr niemand, vor allem nicht der Vater des Kindes, von der Schmach, die sie über die Familie gebracht hat. Sie kam bei Verwandten in Boston unter und zog in der Hauptstadt von Massachusetts im Laufe der Zeit zwei Söhne mit ihrem späteren Ehemann James Williams groß. Nach der Scheidung ist sie nun nach fast 30 Jahren zu ihren Wurzel, heimgekehrt, die sie oft schmerzlich vermisst hat. Vieles hat sich verändert und die 47-Jährige muss ihren Platz (wieder) finden. Dazu müssen aufgelöste Verbindungen neu geknüpft und sich alten Erinnerungen gestellt werden. Um Geld zu verdienen, will sie im Dead Man's Curve vor und hinter der Bar arbeiten, da sie mit den Hockstetters und insbesondere Floyd eine Historie verbindet.

Samuel Alejandro Moreno Reyes, geboren am 12. November 1946 in El Paso, Texas, ist ein ruhiger, wettergezeichneter Mann mit mexikanisch-amerikanischen Wurzeln. Der älteste Sohn von Ramón Moreno, einem alkoholkranken Mannmit harter Hand und noch härterer Faust, und Elena Reyes, einer warmherzigen, motorölverschmierten Seele mit einem Herzen aus Stahl und Benzin, die 1962 viel zu früh an Lungenversagen starb. Nach ihrem Tod zerbrach, was ohnehin schon brüchig war. Der Vater trank mehr, schrie öfter, schlug manchmal zu. Sam lernte früh, still zu sein – und seinen Bruder Danny aus der Schusslinie zu halten.

Mit Danny schlug er sich durch – mal legal, mal nicht. Kleine Gaunereien, gestohlene Ersatzteile, Jobs ohne Namen. Sam war immer der, der die Ruhe bewahrte, der im Notfall einbrach, aber auch wieder aufräumte. Doch während Danny sich weiter verlor, zog Sam vor über zwanzig Jahren die Reißleine. Eerie, Maine war kein Ziel, eher ein letzter Versuch. Er kam mit seinem letzten Ersparten, mietete einen Trailer, hielt den Kopf unten – und fing an, Boote zu reparieren. Mit der Zeit kaufte er einen alten, verfallenen Schuppen am Hafen und baute ihn mit schmerzender Hand und rostigen Werkzeugen wieder auf. Heute gehört ihm die "Salt & Steel" (eine kleine Homage an seine Mutter), eine kleine Bootswerkstatt an der windigen Küste, die zwar schief steht, aber zuverlässig ist – genau wie er.

Sam mischt sich nicht ein. Er repariert die Fischerboote der Blytons ebenso sorgfältig wie die Transportkähne der Hockstetters. Kein Wort zu viel, faire Preise, keine Fragen. Die Einen nennen ihn neutralen Boden, die Anderen betrachten ihn mit gesundem Misstrauen – besonders die Blytons, die mit Fremden grundsätzlich nichts anfangen können. Doch selbst sie mussten einsehen: Sam hält dicht, arbeitet hart und verlangt keinen Dank. Das hat ihm stillen Respekt eingebracht – keine Freundschaft, aber Akzeptanz.

Warum nicht Boston? Weil Sam keine Stadt braucht, die lauter ist als seine Gedanken. Er suchte nicht nach Lichtern, sondern nach Ruhe – einem Ort, an dem man ihn in Ruhe lässt, solange er die Boote am Laufen hält. Die Küste von Maine, rau und und wahrscheinlich nicht immer ehrlich, Aber dieser Ort passte besser zu ihm als jede Skyline. Und je weniger Menschen in seine Vergangenheit stochern, desto lieber ist es ihm. Zumindest hofft er es. Und einige wenige Menschen in Maine wissen auch, dass man Sam besser nicht unterschätzt. Niemand in Eerie kennt die ganze Wahrheit über ihn. Und Sam ist sehr gut darin, sie genau so zu bewahren.