Camden Village

Normale Version: [CAMDEN VILLAGE READER] - AUSGABE #3
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VOL. X., NO. 3,517
Camden Village, Mittwoch, November 13, 1878
PRICE 4 CENT

RASSISMUS ZIEHT EIN
LEHRERIN EMMA THOMPSON RÄUMT IHREN STUHL


CV, September / Oktober - Beschaulich war unsere Stadt, frei von kriminellen Subjekten und vergiftenden Gedankengut. Man duldete die Minderheiten am Ort. Doch was zu viel ist, ist zu viel für den unbescholtenen Bürger. Der Kirchbesuch der Familie Freeman mochte noch angehen, aber der Schulbesuch beider Kinder so kurz vor den Ferien brachte das Fass zum Überlaufen. Kein geringerer als Mister Warren Simones setzte sich mit all seiner Kraft dafür ein, dass auch an unserem Ort Rassentrennung zu gelten habe. Unterstützung fand er schnell in vielen Bürgern, die sich unzufrieden über die Entscheidung der Lehrerinnen und des Bürgermeisters zeigten. Auch Mister Jeffrey Goren trieb die Hetzreden feurig voran. Nicht zuletzt fanden sie Unterstützung bei Reverend Hawkins, der von seiner Kanzel herunter glühende Reden hielt und dafür sorgte, dass bald jeder Einwohner von jenem teuflischen Fehltritt erfuhr. Er ließ es sich auch nicht nehmen, öffentlich den beiden jungen Lehrerinnen ans Herz zu legen, sich einen Mann zu suchen, zu heiraten und ihren anbestimmten Platz als Frau einzunehmen. Darüber mag man geteilter Meinung sein.
Miss Thompson hatte sich in der Vergangenheit schließlich sehr um
unsere Schule und Schüler verdient gemacht.
Jedoch sank die Schülerzahl drastisch vor den Ferien und die Stimmung gegen Miss Thompson und Bürgermeister Camden war zum ersten Mal nach all den ruhigen Jahren auf einem Tiefpunkt angelangt. Längst ging es nicht mehr nur um die Freeman-Kinder. Mister Simones nutzte den Aufruhr um Stimmung gegen Miss Thompson zu machen, die ihm seit einigen Jahren ein Dorn im Auge ist.
Man zog daraus Konsequenzen und Miss Thompson kündigte zum Schuljahresende. Seit Mitte September kümmert sich Miss Thompson nun um unsere kleine, aber feine Bibliothek im Rathaus. Wie sie uns versicherte, würde sie auch weiterhin ihren alten Schülern ein offenes Ohr bei Kummer und Sorgen leihen.
Für einige Bürger mag dies nicht eine befriedigende Lösung sein, denn letztendlich bleiben die Freeman-Kinder in der Schule, aber nach den Ferien bleibt zumindest ein Neustart für alle Eltern und deren Kinder. Doch ob unsere Schule ohne Miss Thompson noch dieselbe sein wird, steht in den Sternen
.- dp


NEUES AUS DEM RESERVAT



NEUE EINHEIT UND REGELUNGEN


Seit August hat Major Samuel Shepard das Kommando im alten Fort übernommen. Mit seiner frischen Einheit sorgt er für die Sicherheit unserer Bürger. Zusammen mit dem neuen Indianeragent Edward Alexander kümmert sich Major Shepard auch um die Rechte der Indianer, die sich im nahen Reservat ganz gut eingelebt haben. Ab sofort dürfen Indianer nur noch mit einem Passierschein das Reservat verlassen. Umgekehrt gilt jedoch dieselbe Regelung für jeden Besucher des Reservats.


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VERMISSTER BÜRGER



WO IST MICHAEL BARCLAY?


Seit Mitte August schon wird Minenarbeiter Michael Barclay vermisst. Der ehemalige Soldat soll laut seiner Frau das letzte Mal am Morgen des 14. Augusts 1878 gesehen worden sein. Er ging wie an jedem Morgen zur Arbeit und wollte rechtzeitig zum Abendessen zu Hause sein. Einige Bürger behaupten Mister Barclay am späten Nachmittag in der Stadt gesehen zu haben.
Doch er besuchte weder den Saloon noch Freunde. Mrs. Barclay selbst meldete ihren Mann erst zwei Wochen später als vermisst. Wie sich herausstellte, war das spährliche Haushaltsgeld aufgebraucht und die Frau geriet in Not. Den Ehemann selbst hätte sie nicht vermisst, sei er doch ein miesepetriger Schläger, was einige Freunde aus dem Umfeld des Mannes bestätigt hatten. Auch die Kinder von Mister Barclay haben den Vater seit Wochen nicht mehr gesehen. Das letzte Mal sei man aneinander geraten, so Sohn Graham, als es Unstimmigkeiten über seine Arbeit als Deputy gegeben hätte. Was sowohl Mutter und Schwester bezeugten. Sheriff Clayton zeigt sich ratlos und kann keine Ergebnisse nach einer ersten Suchaktion im nahen Wald vorweisen. Aber man will die Hoffnung noch nicht aufgeben, erklärte Clayton, da man ihm Mister Barclay als verantwortungsbewussten Mann beschrieben hätte, der für seine Familie sorgt und sie nicht einfach in Stich lässt.


SKLAVEREI UND DIEBE IN CAMDEN VILLAGE



SHERIFF CLAYTON NIMMT WANDERZIRKUS AUSEINANDER

Wer hätte im Sommer daran zu glauben gewagt, dass mit ein bisschen Abwechslung in Form eines kleinen Wanderzirkuses eine Menge Kummer und Leid in die Stadt einziehen würde? Was mit einer wundervollen Parade durch die Mainstreet begann, endete in einer Gefängniszelle.
Nachdem Sheriff Clayton auf Grund gehäufter Einbrüche
ein wachsames Auge auf unsere Häuser hatte, ging ihm ein gewisser
Albert Foster in die Fänge, der bei einem Einbruch im Ranch Market die Familie Cooper um Geld und Schmuck erleichtert hatte.
Trotz intensiver Ermittlung gelang es dem Sheriff und seinem Deputy
nicht, dem Zirkus etwas nachzuweisen. Erst eine schockierende Entdeckung brachte das ganze Verbrechen zu Tage. Ein kleiner, gefangen gehaltener Nigger-Junge wurde vom Zirkusdirektor wie ein Sklave gehalten. Laut Sheriff Clayton hatte man den Jungen dazu gezwungen nachts in die wohlhabenden Häuser einzubrechen.
Der Junge befand sich bei seinem Auffinden in einem solch schlechten
Zustand, dass Sheriff Clayton den Jungen sofort zur Ärztin brachte. Scheinbar widersetzte sich bei dem Befreiungsversuch der Zirkusdirektor den Anweisungen des Sheriffs und kam so bei einem Schußwechsel ums Leben. Die spätere Durchsuchung des Zirkuses brachte das Diebesgut zu Tage. Der Sohn des Zirkusdirektors wurde dem County überstellt, der Rest zog wieder seines Weges.

Nur der Nigger-Junge blieb zurück, der scheinbar wenig über 'Freiheit' zu verstehen schien. Inzwischen arbeitet der Junge in
den Simones-Stallungen in der Stadt. Nicht jeder Bürger begrüßt diese Entwicklung. Schließlich ist der Junge ein Dieb und Langfinger, ohne Eltern. Ein Streuner, dem man nicht trauen darf. Doch laut Sheriff Clayton sei man im Waisenhaus in St. John's überlastet. Er hat den Bürgern in die Hand versprochen, dass er ein Auge auf den Jungen haben wird.



DIE STADT WÄCHST ERNEUT



Ein gutes Jahr für Camden Village


Trotz regem Zuwachs hat die Stadt leider auch ein paar Wegzüge zu vermelden. Der erst kürzlich in die Stadt gezogene Steven Burr, der die Wurzeln seiner Eltern suchte, verschwand über Nacht. Der Waisenknabe Colin Koreander wurde von Reverend Hawkins wieder zurück zu seinem Ziehvater geschickt. Man habe sich scheinbar nicht gut vertragen. Den größten Schock dürften unsere Bürger erlebt haben, als Miss Ida Conelly vorrübergehend ihren Laden schließen musste. Der Gesundheitszustand ihres Jungen Jeremiahhatte sich verschlechtert. Seit einigen Wochen ist sie nun mit dem Jungen an der milden Küste und ihr Laden befindet sich nun ausgerechnet in chinesischen Händen. Miss Chen Li Yue scheint den Laden in festen Händen zu haben. Michael Barringer musste seine Farm aufgeben und zog weiter und Küchenmagd Annabell Fuller zog ohne weitere
Angaben aus Camden Village fort. Auch Sängerin Faith
Fairfield
nahm neue Auftritte in der Ferne an.
Dafür besitzt Camden Village nun eine eigene Anwaltskanzlei, geführt von Cassiel Brown, der mit Bruder
Nathanniel und Schwester Serenity Ryan in die Stadt zog. Die junge Charlotte Chamberlaine versucht sich seit einigen Wochen als Bäckerin und Evangeline Robertson beglückt Saloon-Besucher mit ihrem Gesang und Tanz. Auch der Bahnhof hat mit Bahnvorsteher Casey Conner Zuwachs erhalten. Eine neue Rothaut wurde von einigen Bewohnern im Umland gesichtet - die Kriegerin Avonaoo'o.

Scheinbar ist die Zeit der Streuner ausgebrochen, denn gleich mehrere
Kinder ohne Eltern treiben sich im Umland herum - Blacky, der Dieb aus dem Zirkus, ein stummes Mädchen namens Virginia Perry und ein zerlumpter Knabe, Josh Horner, der öfters bei kleineren Arbeiten angetroffen werden kann. Georgina Haggard hat ihr Einsiedlerleben auf der kleinen Farm verlassen und zeigt sich öfters in der Stadt. Besucher haben die Stadt ebenfalls heimgesucht und teilweise nicht wieder verlassen, wie die Verwandtschaft von Sheriff Clayton, Lily Border, und eine junge Mexikanerin Elena Frenandez.
Major Samuel Shepard und Indianeragent
Edward
kümmern sich um das Fort, während man
im Umkreis davon immer wieder Puma Watoo und den
Indianerjungen Small Wolf sichtet. Freudenmädchen Megan Foster beglückt spentable Freier im Saloon und Krieger Wind in seinem Haar zog in das Indianerreservat ein.


NEUERÖFFNUNG AM 13. NOVEMBER



CAFE UND BÄCKEREI ERFREUEN SICH NEUER BESITZER


CV, November - Ab dem 13. November stehen unseren Bürgern zwei neue Geschäfte zur Auswahl. Die seit einiger Zeit geschlossene Bäckerei eröffnet wieder ihre Tür für Kundschaft. Eine junge Frau, Charlotte Chamberlaine, die nicht aus der Gegend stammte, hat den kleinen Laden erstanden. Man wird abwarten müssen, wie gut die Bürger ihre Backware annehmen wird. Ebenfalls neue Besitzer von Außerhalb hat das alte Cafe in der Mountain-View-Street bekommen. Das uns allen noch als Donnas Café bekanntes Schmuckstück eröffnet ebenfalls am 13. November neu unter Mrs. Serenity Ryan.- js



MORD & TOTSCHLAG



KEINE RUHE FÜR UNSERE STADT


Erst im Juli suchten uns kaltblütige Mörder heim und entrissen uns zwei liebgewonnene Mitbürger. Einen Monat später gibt es keinen Grund zum Aufatmen. Auch wenn es dieses Mal sicher keine Unschuldslämmer erwischt hat, bleibt Mord Mord. Wie wir von Sheriff Clayton erfuhren, wurde ein Kopfgeldjäger im Saloon von einem der Freudenmädchen erstochen. Die junge Mexikanerin befand sich für zwei Wochen in Haft. Laut Clayton habe sie aus Notwehr gehandelt. Ihre Freilassung habe nichts mit dem reichen, mexikanischen Freund zu tun, der draußen bei den Wasserfällen die Hazienda bewohnt. Noch habe der junge Anwalt Brown etwas mit ihrer Entlassung zu schaffen. Es wären lediglich die Beweise gewesen, die für Ms. Rose gesprochen hätten. Die Leiche des ermordeten wurde per Eisenbahn in seine Heimat überstellt.
Ein zweiter Mord geschah am selben Tag im August, als Mr. Warren Simones auf der Suche nach jenem Sittenstrolch war, der versucht haben soll die attraktive Mrs. Simones zu verführen. Bereits in der Vergangenheit gab es Spekulationen über Mrs. Simones und Viehtreiber Jason Kendrick.
Mr. Kendrick soll in Panik seine Waffe gezogen haben und Mr. Simones zur
Notwehr genötigt haben.



KEINE RUHE FÜR CLAYTON



WEITERE UNRUHEN


Neben Mord, Totschlag und Einbrüchen bekam es Sheriff Clayton auch mit einer Entführung zu tun. Das junge Freudenmädchen Holly Lawson wurde vor dem Saloon entführt und mit einer Kutsche Richtung St. Johns gebracht. Als Sheriff Clayton die Kutsche fand, sei diese am Waldrand abgestellt worden und er habe Ms. Lawson in einer für sie sehr unangenehmen Situation vorgefunden. Ihm sei es gelungen ihren Entführer, den Saloon-Besitzer Kent Marshall in die Flucht zu schlagen. Scheinbar hatte er eine noch offene Rechnung mit seiner früheren Angestellten Lawson zu begleichen. Ms. Lawson befand sich in keinen guten Zustand und gab ihre Stelle im Saloon auf. Zur Zeit soll sie im Gästehaus arbeiten und sorgt deswegen für reichlichen Gesprächsstoff am Ort.




GEHEIMNISVOLLER ÜBERFALL



ANGRIFF AUF MISS SARAH MITCHELL

August - Die Freudenmädchen unserer Stadt leben in letzter Zeit nicht ungefährlich. Auch die Saloonbesitzerin Sarah Mitchell wurde am selben Tag der Entführung von Miss Lawson Oper eines Überfalls. Der Täter hatte sie dabei von hinten überwältigt, sie zu Boden gerungen, bewußtlos geschlagen, gefesselt und mit einem Sack über den Kopf einfach im Hof des Saloons zurückgelassen.
Angeblich habe er ihr eine Waffe an den Kopf gehalten. Erkennen konnte sie den Täter jedoch nicht. Rettung aus ihrer Lage nahte in Gestalt von Major Samuel Shepard.



VERSTORBEN: ROBERT TUCKER



Oktober - Einer unserer Stadtgründer, Robert Tucker, verstarb im Oktober im Alter von 63 Jahren.
Wie uns die Familie Tucker mitteilte, starb der Mann an Herzversagen. Die Beerdigung fand in einem sehr kleinen Kreis kurz nach der Entdeckung seiner Leiche statt. Da der alte Tucker wie ein Einsiedler im Wald lebte, war sein Freundeskreis in den letzten Jahren stark geschrumpft. eben Familienangehörigen war auch Richard Camden mit Frau und Kindern anwesend.

STADTGEFLÜSTER



August / November - Keine Stadt ohne ihre Gerüchte. Angeblich soll Paul Johnson eine Stelle in den Stallungen angenommen haben. Damit wäre der stark überforderte Mr. Adam Baker ein wenig entlastet.
Miss Emma Thompson scheint sich die Worte von Reverend Hawkins zu
Herzen genommen zu haben - man sieht sie immer öfters an der Seite von einem jungen Mann, der beim Bahnhof als Packer arbeitet. Scheinbar hegen die beiden ernstere Absichten. Auch ein junges Mädchen wohnt seit kurzem bei ihr.
Mrs. Simones scheint sich bester Gesundheit zu erfreuen, obwohl sie,
wie jeder inzwischen sehen kann hochschwanger ist.
Das Haus der Familie Spencer ist dank dem beherzten Zupacken von Sheriff Clayton beinahe fertig gestellt.
In die Mountain-View soll ein Waffenhändler eingezogen sein, der auch dort im November sein Geschäft eröffnen möchte.
Und der nach einem Jagdunfall schwer verletzte Indianerjunge erfreut sich endlich auch wieder bester Gesundheit. Nur der in der Gegend umherschweifende Puma macht die Stadtbewohner nervös. Angeblich sei er zahm, versicherte der Junge. Doch wer reißt nachts die Hühner im Ort? Wer hat draußen auf den Weiden bereits das vierte Scharf gerissen?

MIT GOTTES HILFE...



REVEREND HAWKINS AUF DEM KRIEGSPFAD...

November - Es ist sicher niemand ein Geheimnis geblieben, dass Reverend Hawkins ein gottesfürchtiger Mann ist, der streng nach Gottes Wort lebt. Seine Predigten gaben in den letzten Monaten unserer
frommen Gemeinde alte Stärke und vorallem das Vertrauen in Gott zurück.
Reverend Hawkins ist ein Mann, der sich getraut klar und deutlich auszusprechen was in dieser Gemeinde Gott missfällt und seinen Zorn auf die Bewohner unserer Stadt lenkt. Für Rev. Hawkins sind die Überfälle auf die Farmen, die Angriffe auf die Freudenmädchen, das Verschwinden von Mr. Barclay nichts anderes, als ein Fingerzeig Gottes. Denn wer in Sünde lebt, erzürnt Gott, wie Hawkins am Sonntag erst wieder betonte.
Alkoholkonsum, Glücksspiel und der Saloon seien keine gottgefällige Vergnügungen für gottesfürchtige Menschen. Huren hätten nichts im Gotteshaus verloren und Glücksspieler, die ihre Familie ins Verderben reißen gehören angeprangert. Denn auch wenn man nur die Sünder unter sich duldet, würde Gottes Zorn über die Stadt hereinbrechen.
Und Reverend Hawkins Befürchtungen sind nicht gänzlich aus dem Nichts gegriffen.