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Normale Version: [LEXIKON] - KINDER & ERZIEHUNG
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KINDERERZIEHUNG IM AMERIKA DES 19. JAHRHUNDERTS

Die Erziehung der Kinder im 19. Jahrhunderte hatte eines gemeinsam, sowohl in den reichen Gegenden Amerikas wie in den Siedlergegenden im Westen: Eltern erwarteten von ihren Kindern kleine Erwachsene zu sein, die ihre Eltern respektierten und deren Wort als Gesetz betrachteten. Gehorsam gegenüber den Eltern war ein ungeschriebenes Gesetz.

In den Städten wurde von den Kindern erwartete, dass sie in einem sehr jungen Alter bereits zwischen richtig und falsch unterscheiden konnten. Falsches Benehmen wurde nicht geduldet und den Kindern wurde beigebracht sich nett, leise und wohlerzogen zu verhalten. Ein Kind hatte man zu sehen, aber nicht zu hören.

In ländlichen Gegenden und gerade im Westen wurde von den Kindern nicht viel erwartet, außer dass sie mit anpackten und so das Überleben sicherten. Es gab so vieles zu tun, Land zu bestellen, Häuser zu bauen, die Ernte, Tiere zu versorgen… Es ging nur, wenn wirklich jeder mithalf, jung und alt.

Eltern erwarteten auch in den neuen Ländern Amerikas von ihren Kindern wie kleine, verantwortungsvolle Erwachsene zu handeln. Es wurde erwartete, dass die Kinder erheblich zum Erfolg der Eltern beitrugen und “jung sein” war keine Entschuldigung für Faulheit. Kindern wurde nämlich beigebracht, dass Faulheit eine der schlimmsten Sünden sei, die es gebe und sie konnten schwer bestraft werden, falls sie dieser Faulheit nachgaben oder sich über ihre Arbeit beschwerten. Viele Kinder fühlten sich nur wegen der Menge ihrer Arbeit, die sie täglich schafften, geliebt.

Schulische Erziehung sahen viele Eltern zu Beginn des Jahrhunderts als nicht so wichtig an, gerade auf dem Land. Erst um 1850 machte sich neues Denken breit und man legte bis zum Ende des Jahrhunderts viel Wert auf die Schule. Eltern schickten ihre Kinder wegen einer besseren Zukunft dorthin und erwarteten auch in der Schule all die Dinge, die sie zu Hause erwarteten - Fleiß, Erfolg, Gehorsam. Wie wichtig es die Eltern im späteren 19. Jahrhundert nahmen sah man daran, dass die meisten Kinder zu Hause für Vergehen in der Schule noch einmal bestraft wurden.

Erst gegen Ende des Jahrhunderts veränderte sich die Einstellung der Erwachsenen gegenüber Kindererziehung. Man ließ Kindern doch ein wenig mehr Freiraum, um einfach Kind zu sein. Zwar erwartete man nach wie vor von ihnen folgsam zu sein und Gehorsam an den Tag zu legen, aber man sah Kinder immer mehr als Geschenk Gottes an. Man tolerierte das Verhalten von Kindern als eine eigene Entwicklungsstufe und ging auf die Bedürfnisse der Kinder ein. So entstanden erste, frühere Formen des Hochstuhls, eigene Kindermode und kindgerechtes Spielzeug. Doch versäumte man auch weiterhin nicht die Eltern dazu zu ermahnen, dass man rechtschaffene Menschen aus seinen Kindern zu formen hätte, die zu wertvollen Bürgern des Landes werden sollten. So hielt man von Kindern all jene Dinge fern, von denen man glaubte, dass sie den "reinen" Geist eines Kindes vergiften konnten, wie z.B. Sex, Glücksspiel... und hielt mit Strenge ein wachendes Auge auf den Wertegang der Sprösslinge.

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ERZIEHUNG im 19. JAHRHUNDERT IM ÜBERBLICK

  • Erziehung zu Gehorsam, Unterordnung, Ordnungsliebe und Fleiß

  • stark geschlechtsspezifische Erziehung; je nach Klasse unterschiedlich

  • große Rolle der religiösen Erziehung

  • autoritärer Erziehungsstil; wenig Rechte der Kinder; große Strenge; Körperstrafen üblich

  • Eltern als Vorbilder; fühlen sich in ihrer Erzieherrolle sicher (eindeutige Ziele und Leitbilder): oft Verwandte als Miterzieher

  • frühe Selbständigkeit von Kindern

  • in Bürgerfamilien Betonung humanistischer Bildung, von Literatur, Kunst und Musik, von höflichen Umgangsformen und angenehmen Manieren

  • in bürgerlicher Familie für Söhne Besuch der höheren Schulen, für Mädchen evtl. Besuch einer höheren Töchterschule (Einübung in die Haushaltsführung)

  • nur Bürgerfamilie ist Kind orientiert. Aber große Distanz zwischen Eltern und Kindern

  • in Arbeiter- und Bauernfamilien wenig Zeit für Erziehung; der Schulbildung wird hier wenig Bedeutung beigemessen

  • in Arbeiterschaft Erziehung oft durch ältere Geschwister oder Dritte; häufig Vernachlässigung der Kinder; Kinderarbeit

  • in Bauernfamilien frühe Einbindung der Kinder in die Hofarbeit; Lernen durch Nachahmung und Mitarbeit; sehr strenge Erziehung

  • Kinder in Bauernfamilien stark in das Erwachsenenleben und die dörfliche Gemeinschaft eingebunden
SCHULALLTAG

Wie sah ein Schultag aus? Was wurde unterrichtet? Was wurde von den Kindern erwartet? Schulmaterial, Schulbücher...

Während die Kinder aus wohlhabenden Familien zu Hause von einem Privatlehrer unterrichtet wurden oder in den Städten auf Privatschulen gingen, wurden die Kinder auf dem Land oder aus ärmeren Familien zu Hause von ihren Eltern unterrichtet, wenn überhaupt. Vor allem während der Erntezeit, wo jede helfende Hand nötig war, setzte der Unterricht aus.

Die frühen Schulen der Siedler im Westen waren einfache Gebäude mit einem Raum und einem Dach darüber. Nur wenige Fenster, gerade genug um Licht hereinzulassen, damit die Schüler ihre Arbeiten sehen konnten. Im Winter wurde gefroren.

Um so mehr Siedler ins Land kamen, um so mehr Kinder besuchten die Schule und größere, bessere Gebäude wurden erbaut. Obwohl es noch immer Einraumklassenzimmer waren, waren die Schulen heller und freundlicher, mit mehr Fenstern, richtigen Schreibpulten und einem richtigen Ofen zum Heizen im Winter.

Üblich waren zwei Eingänge, einer für die Jungs und einer für die Mädchen. Im Klassenzimmer selbst saßen die Mädchen auf der einen Seite, die Jungs auf der anderen. Die jüngsten Schüler saßen ganz vorne in der unmittelbaren Nähe des Lehrers. Und es gab endlich eine Tafel.

Die meisten Lehrer dieser Zeit waren Männer und wurden als Schulmeister betitelt. Lehrerinnen mussten noch am Anfang des 19. Jahrhunderts alleinstehend sein, um ihren Beruf ausüben zu können. Heirateten sie, mussten sie den Beruf aufgeben. Das änderte sich nach 1850.

Zu Anfang des Jahrhunderts waren die Lehrer bei weitem nicht für den Beruf ausgebildet. Es reichte wenn ein Mann lesen, schreiben und mit Kindern umgehen konnte. Viele Lehrer waren Soldaten im Ruhestand, die nach ihrem Armeedienst einen Job suchten.

Kam ein neuer Lehrer in die Stadt, legte die Bevölkerung Geld zusammen für seine Bezahlung und stellten ihm ein Zimmer zur Verfügung. Konnte eine Familie mal nicht gleich zahlen, bekam der Lehrer seine Bezahlung in Form von Essen oder anderen Dingen, die sie entbehren konnten.

Mitte des Jahrhunderts drängten jedoch mehr Frauen in den Beruf und änderten das Bild der Schule, zusammen mit einer Reformation im Schulwesen. Es gab richtige Ausbildungen für Lehrer und qualifizierte Leute, gegen ein allerdings geringes Gehalt, übernahmen die Stellen an den Schulen.

Da von einem einzigen Lehrer alle Schüler in der Schule zur selben Zeit unterrichtet wurden, aufgeteilt in 8 Klassenstufen, wurde gutes Benehmen und Respekt von den Kindern erwartet. Schlechtes Benehmen von den Kindern wurde nicht toleriert und dem Lehrer lag es frei seine Schüler so zu bestrafen, wie er es für richtig hielt.

Die Anzahl der Schüler in einem Klassenraum gab dem Lehrer darüber hinaus auch nicht die große Möglichkeit eines breiten Fächerangebots. Man konzentrierte sich daher auf die „Drei Rs = Reading, wRiting und aRithmetic (lesen, schreiben, rechnen). In den ländlichen Gegenden war neben diesen Drei R’s vor allem das Lesen der Bibel Hauptgegenstand des Unterrichts. Denn es galt damals, dass das Lesen der Bibel einen zu einem guten Menschen machte.

Beim Schreiben wurde vor allem auf Schönschrift wertgelegt, weil eine schöne Handschrift zu dieser Zeit bedeutete, dass jemand eine kultivierte Person war. Rechnen hingegen war für jeden wichtig, der später Farmer, Handwerker oder Geschäftsführer werden wollte. In größeren Städten wurden allerdings auch Fächer wie Geschichte, Grammatik, Geographie und sogar Fremdsprachen unterrichtet. Letzteres vor allem in Gebieten wo Auswanderer in einer großen Zahl einwanderten, wie Deutsche, Holländer...

Schulbücher und Schreibpapier war in den Pioniergegenden natürlich Mangelware. Neben Der Bibel war nur ein weiteres Buch für die Schüler verfügbar. Der sogenannte „Primer“. Er beinhaltete das Alphabet, Zahlen, Wörter zum Buchstabieren und Gedichte. Er wurde für alle Schüler eingesetzt, die das Lesen und Schreiben zu lernen anfingen.

Das beliebteste Buch im 19. Jahrhundert war der „Electic Readers“ von William Holmes McGuffey. Der Readers bestand aus sechs Bücher - Band eins begann mit dem Primer und mit jedem weiteren Band wuchs die Schwierigkeit der Aufgaben. Aber nicht nur lesen und schreiben wurde durch den Reader vermittelt, sondern auch andere Aspekte, auf die in der Schule sehr viel Wert gelegt wurde – Grundwissen im Umgang mit Aufrichtigkeit, ordentliches Benehmen, Mut und Barmherzigkeit.

Einige Kinder übten das Schreiben auch in richtigen Schreibheften, die allerdings keine Linien besaßen. Die Kinder mussten sich mit einem Lineal die Linien erst ziehen. Wer sich ein Heft nicht leisten konnte schrieb auf Schiefertafeln. Das Schreibgerät war ein sogenannter „Quill“. Eine angespitzte Gänsefeder, die mit Tinte vollgesaugt wurde. Dies hinterließ natürlich recht nasse Spuren auf einer Seite, so dass die Schüler ein „Schmierpapier“ auf die fertige Seite legen mussten, um das Verschmieren zu verhindern. Für die Schiefertafeln gab es spezielle Schreibstifte.

Das Läuten der Schulglocke war das Zeichen für den Unterrichtsanfang. Die Kinder mussten vor dem Betreten des Schulgebäudes ihre gute Erziehung beweisen, in dem die Jungs sich vor dem Lehrer verbeugten und die Mädchen einen Knicks machten. Der Unterricht begann dann mit einem Vaterunser, gefolgt vom Lesen der Bibel und einem Anwesenheitsappell. Jeder der sich verspätete und nicht bei dem Anwesenheitsappell im Gebäude war, musste draußen warten bis zur Pause. Auch an eiskalten Wintertagen.

Es gab zwei Pausen während dem Tag. Eine am Morgen, und eine weitere am Nachmittag. Die Zeit wurde für typische Spiele genutzt – Seilspringen, Murmelwerfen und Ballspiele. Die Spielsachen der Kinder waren Dinge, die sie zu Hause gefunden oder selbst gebastelt hatten. Ein Ball z.B. konnte aus einem alten Hemd bestehen, das mit weichen Material ausgestopft war. Dabei war es für die älteren Mädchen völlig unpassend an solchen Ballspielen teilzunehmen. Sie beschäftigten sich z.B. mit Ratespielen.

Natürlich waren die Kinder wie zu allen Zeiten auch damals zu vielen Späßen aufgelegt. Selbst in der strengen viktorianischen Zeit fanden die Kinder Möglichkeiten Streiche zu spielen, um sich auszutoben. Ein beliebtes Spiel dabei war „Smoking Out the Master“. Ältere Jungs spielten es besonders gerne. Dabei kletterten sie auf das Dach des Schulhauses und stopften in den Kamin Blätter und Zweige. Der Schulraum füllte sich schnell mit Rauch und jeder war gezwungen sofort ins Freie zu rennen.

Andere Streiche beinhalteten solche Dinge wie einen Grashüpfer oder eine Spinne in die Lunchbox oder in das Federetui zu setzen, um die jüngeren Kinder vor Schreck schreien zu hören, wenn sie die Insekten entdeckten.

Manche benutzten das Schmierpapier um kleine Kügelchen zu formen, um sie als „Spuckbälle“ zu benutzen oder schütteten Wasser auf den Sitz eines Klassenkameraden. Allerdings hing die Bestrafung beim Erwischtwerden von dem jeweiligen Lehrer ab und die Bestrafung konnte unter Umständen sehr hart ausfallen. „Schlechtes“ Benehmen, zu dem eindeutige diese Art von Streichen zählte, konnte zu einer Vielzahl von Bestrafungen führen. Und recht häufig wurden die Kinder nach der Schulbestrafung auch noch zu Hause für ihr Vergehen bestraft.

Aber nicht nur für diese Streiche wurden Kinder in der Schule diszipliniert – eine falsche Antwort, eine schlechte Vorbereitung für den Unterricht, ein Zuspätkommen oder gar das Einschlafen im Unterricht führte zu Strafen. Oft mussten die Schüler als Strafe immer wieder dieselben Sätze schreiben, Zeile für Zeile, ins eigene Heft oder an der Tafel nach dem Unterricht. Manchmal mussten sie zusätzlich zu den Hausaufgaben noch extra lange und schwierige Textzeilen auswendig lernen. Manchmal sorgte der Lehrer auch für beschämende Bestrafungen, in dem er dem betreffenden Schüler eine Eselsmütze aufsetzte oder ein beschämendes Schild um den Hals hängte z.B. musste ein Junge eine Mädchenhaube aufziehen und sich auf die Seite der Mädchen setzen, oder der betroffene Schüler war gezwungen auf einem schmalen Holzsteg in der Ecke zu knien oder darauf zu balancieren. Die Klammer z.B. war eine harte und gefürchtete Bestrafung. Dabei wurden die Haare des ungehorsamen Kindes mit einer Spange nach oben zusammengebunden, die dann mit einer Klammer an einer erhöhten Stelle des Klassenzimmers angebracht wurde, so dass das Kind gezwungen wurde auf Zehnspitzen zu stehen, um dem Schmerz zu entgehen. Und zwar so lange, bis der Lehrer der Meinung war, das der/die Schüler/in die Lektion gelernt hatte.

Gerieten Junges im Klassenzimmer oder in der Pause in eine Schlägerei, wurden sie vom Lehrer getrennt und jeder bekam z.B. von ihm eine Rute in die Hand. Damit mussten sie sich gegenseitig schlagen. Schlugen sie in den Augen des Lehrers nicht hart genug, bekamen sie vom Lehrer einen entsprechend scharfen Hieb. Man nahm allen Ernstes, aus welchen Gründen auch immer, zu dieser Zeit an, dass diese Bestrafung helfen würde, die Kinder vor einem erneuten Kampf abzuhalten.

Die häufigste und strengste Bestrafung, die Kinder in der Schule erhielten, war eine Tracht Prügel mit einer Rute oder einem Holzstock aus Nussbaum. Dabei wurde ihnen die Schläge so hart verabreicht, dass sie oft mit roten Striemen über ihren Beine nach Hause kamen. Nur um dort häufig dafür noch einmal auf dieselbe Art bestraft zu werden.

Allerdings gab es auch zahlreiche Eltern, die sich zu heftige und gar brutale Erziehungsmethoden ihrer Kinder nicht gefallen lassen wollten. Aufzeichnungen belegen durchaus liberale Eltern, die ein Abschaffung der Körperstrafe schon im 19. Jahrhundert forderten oder gar Lehrer absetzen ließen, die ihre Kinder regelrecht quälten.

Während dem 19. Jahrhundert hatten die Kinder mehr Verantwortung für den ordentlichen Zustand ihrer Schule. Zwar oblag das meiste dem Lehrer, aber die Schüler mit ihren Eltern bemühten sich sehr mitzuhelfen. Z.B. versorgten die Familien der Gemeinde die Schule mit Holz im Winter. Die Kinder trugen jeden Morgen einen Arm voll Holz mit sich in die Schule und jeden Tag war ein anderes Kind im Winter für das Anzünden des Ofens zuständig und musste schon früher, vor den anderen, in der Schule dafür da sein. Der Lehrer überprüfte täglich den freien Kamin, damit sie nicht ausgeräuchert wurden. Er verteilte auch täglich die unterschiedlichen Reinigungsarbeiten auf seine Schüler – der Schulraum wurde täglich ausgefegt, die Tafel musste gereinigt werden, frisches Wasser musste täglich zur Verfügung stehen und die Fenster wurden regelmäßig geputzt.

Auch wenn die Schulen des 19. Jahrhunderts streng waren und viel harte Arbeit und Konzentration von den Schülern verlangte, liebten die Kinder dieser Zeit in der Schule. Viele empfanden es sogar als Privileg zur Schule gehen zu dürfen und genossen die Zeit fern der häuslichen Arbeiten und die Zeit, die sie mit anderen Kindern verbringen durften. Manche verließen nur mit einem weinenden Auge nach acht Jahren „ihre“ Schule....

BEISPIEL KORREKTE KÖRPERHALTUNG in der Schule: ein interessantes Foto gibt es hier<- korrekte Körperhaltung im Leben und in der Schule am Beispiel der Jungen.[/color]
SONNTAGSSCHULE

Sonntagsschulen wurden in Amerika zum ersten Mal in den 90ern des 18. Jahrhunderts in Städten eingeführt. Dabei folgte man dem Vorbild Großbritanniens und verfolgte dieselben Ziele mit der Schule – armen Kindern und Erwachsenen, die arbeiten mussten an ihrem freien Tag, meist samstags oder sonntags, etwas Bildung zu vermitteln.

Die aller erste Schule öffnete 1791 in Philadelphia ihre Tür und schloss diese wieder 1819.

Bis 1830 waren diese Schulen sogar ganz aus dem amerikanischen Leben verschwunden. Es rückten neuere Sonntagsschulen an deren Platz, bei denen meist Frauen freiwillig den Unterricht übernahmen. Der Unterricht konzentrierte sich ab da nur noch auf rein geistliche Themen, auf das Evangelium der Protestanten aufgebaut.

Die protestantischen Sonntagsschulen wuchsen rapide bei dem Versuch das ganze Land protestantisch zu machen. Obwohl es auch einige katholische und jüdische Sonntagsschulen gab, erlangten sie nie die Größe und den Einfluss wie die Protestanten auf die religiöse Erziehung.

Gerade im neuen Westen Amerikas erhielten Sonntagsschulen großen Einfluss. Die Menschen hatten in diesen Gebieten oft nichts anderes, als ihren tiefen Glauben, der sie am Leben erhielt und weitermachen ließ.

Die Farmer und Siedler erzogen in diesem oftmals fast bigotten Leben auch ihre Kinder streng nach dem Glauben und schickten sie wegen dem kostenlosen Unterricht nach der Kirche sonntags in die Sonntagsschule.

Im 19. Jahrhundert wuchsen die Sonntagschulen und öffentlichen Schulen enger zusammen und entwickelten eine ergänzende Beziehung zueinander. Allerdings traten nach dem Bürgerkrieg erste Konflikte auf, gerade in Teilen des Landes, wo man gerne ausgebildete Lehrer einsetzte, statt freiwillige Helfer. Man wollte so den Einfluss der Kirche eindämmen.

Der Unterricht in einer Sonntagsschule war weder organisiert noch besonders auf das Rechnen oder andere Fächer ausgerichtet. Es ging meist nur darum die Bibel lesen zu können und diese auch zu verstehen.
SPORT UND SPIELE

Über das halbe 19. Jahrhundert hinweg waren Eltern der Meinung, dass Kinder nicht zu Tätigkeiten ermutigt werden sollten, die sie geistig oder körperlich ermüdeten oder mit ihren Pflichten und Aufgaben kollidierten. Es gab nicht vieles, was in den Augen der damaligen Eltern akzeptabel als Freizeitbeschäftigung galt, außer Gartenarbeit, Spaziergänge, Reiten und Lesen.

Und weil man nicht wollte, dass Kinder Kartenspiele spielten, weil das nur zum Glückspiel verführen würde, dienten Kartendecks nur als „Bausteine“ mit denen man Kartenhäuser bauen durfte. Kinder bekamen allerdings ihre eigenen Kartendecks, die speziell für Kinderspiele entworfen wurden. Die meisten davon hatten einen erzieherischen Hintergrund. Sie halfen z.B. Kindern Mathe beizubringen, oder Geschichte nahe zu bringen, wie auch Geographie. Es gab sogar ein Kartendeck für Mädchen, das beim Kochen lernen helfen sollte.

Mitte des 19. Jahrhunderts fingen Kinder an mit sehr farbenfrohen Kartendecks lebendigere Spiele zu spielen. U.a. gab es Spiele wie "Old Maid", "Old Bachelor", "Our Birds“ und "Dr. Busby".

"Parlour games" (Wohnzimmer-Spiele) waren ebenfalls sehr beliebte Aktivitäten für Kinder. Der Name rührte daher, dass man diese Spiele gerne mit Besuchern machte, die man während dem viktorianischen Zeitalter im besten Zimmer des Hauses empfing – dem Parlour! Viele dieser Spiele wie „Scharade“, "Blinde Kuh", und "Dem Esel den Schwanz anbringen“, wurden auch gerne auf Parties gespielt.

Beliebte Kinderspiele für drinnen waren u.a.

BLINDMAN'S WAND:
Eine Variante von der Blinden Kuh – der „blinde“ Spieler hält einen Stock, ein Mitspieler fasst das andere Ende des Stocks an. Der blinde Spieler darf drei Fragen stellen, um ihn anhand seiner Stimme zuerkennen. Die Spieler dürfen jedoch ihre Stimmen verstellen. Das Ziel ist es natürlich den betreffenden herauszufinden.

DEERSTALKER:
In diesem Spiel werden zwei Spielern die Augen verbunden. Einer ist der Jäger, der andere das Reh. Sie werden an die entgegengesetzten Enden eines Tisches gestellt. Geben die anderen Kinder den Befehl zum Gehen, bewegen sich die beiden leise und vorsichtig um den Tisch. Dabei ist das Ziel, dass der Jäger das Reh erwischt bzw. das Reh dabei dem Jäger entwischt.

AMOR KOMMT:
Zuerst entscheiden die Kinder welcher Buchstabe im Alphabet bei der Runde genommen werden soll. Z.b. das T. Der erste Spieler sagt zum anderen Spieler nun „Amor kommt“, worauf der andere fragt „Wie kommt er“, der erste Spieler muss dann mit einem Wort das mit T anfängt antworten. Im englischen heißt das Spiel „Cupid’s coming“ und das Spiel wird dadurch erschwert, dass das Wort mit einem T anfangen und mit einem „ing“ aufhören müss. Das Spiel geht so lange, bis einem kein Wort mehr mit dem ausgesuchten Buchstabe einfällt.

20 FRAGEN:
Dieses Spiel war sehr beliebt im 19. Jahrhundert. Ein Spieler denkt sich eine Person, einen Ort oder eine Sache aus und die anderen Spieler müssen versuchen herauszufinden, an was der Spieler denkt. Dafür dürfen sie ihm einfache Fragen stellen, die nur mit ‚Ja’ und ‚Nein’ beantwortet werden können. Die Runde ist beendet, wenn jemand vor der 20. Frage herausfindet um was es sich handelt oder die 20. Frage gestellt wurde.

TABU:
Ziemlich dem heutigen Tabu ähnlich. Es wird ein Buchstabe aus dem Alphabet festgelegt, der nicht im Spiel verwendet werden darf. Nun ist der erste Spieler dran zu beweisen, dass er in der Lage ist, den Buchstaben auszulassen. Dabei stellen die anderen Mitspieler Fragen. Z.b. hat man sich für den Buchstaben „H“ entschieden, darf auf die Frage „Welches Tier bellt“, nicht das Wort „Hund“ benutzt werden, sonst hat man verloren. Stattdessen wären Wörter wie „Welpe“, „Rüde“, „Kläffer“, „Köter“ denkbare Varianten, um die erste Runde zu gewinnen.

ICH HABE EINEN KORB:
Ähnlich unserem Kofferpackspiel. Nur werden die Dinge in einen Korb gepackt, und man geht dabei das Alphabet durch. Der erste Spieler muss etwas mit A einpacken, der zweite Spieler mit einem B usw.

MIKADO:
Das Spiel wurde damals mit einer Handvoll Strohhalme oder dünnen Zweige gespielt.

FLOHSPIEL:
Bei diesem Spiel werden kleine Blättchen mit einem etwas größeren Chip in eine Tasse befördert. Das Ziel beim Spiel ist es der erste zu sein, der all seine Chips in die Tasse geschnalzt hat. Während dem 19. Jahrhundert wurde das Spiel sehr ernst genommen und man trainierte in der Freizeit richtig dafür.

BRETTSPIELE
Kinder spielten auch Brettspiele, wie die bereits Jahrhunderte alte Spiele Dame, Schach und Backgammon.

Einige neuere Brettspiele wurden eingeführt, um den Kindern Geographie, Wissenschaft und Geschichte beizubringen. Andere Spiele lehrten den Kindern Werte wie gutes Benehmen und gute, harte Arbeit.

Eines davon hieß „Errand Boy", und war sehr beliebt bei Kindern. Es brachte nebenbei den Kindern Werte bei, wie man gute Taten vollbrachte und wie wichtig harte Arbeit sei. Das Ziel des Spieles war es die Karriere eines Botenjungen nachzuspielen mit dem Endziel seine Spielfigur in das Bankgeschäft aufsteigen zu lassen. Bewegungen auf dem Spielbrett wurden von einem Drehrad bestimmt, auf dem Zahlen waren. Würfel wurden nicht verwendet, weil sie damals zu sehr mit dem Glücksspiel verbunden waren. Spieler, die auf Felder landeten, die gutes Benehmen, harte Arbeit oder gute Taten beschrieben, durften vorrücken. Auf Felder die Faulheit oder Unredlichkeit beschrieben, brachten dem Spieler ein Feld ein, das sie zurücklaufen mussten oder sogar ins „Gefängnis“ schickten. Der Gewinner war, wer als erstes Bankdirektor wurde.

SPORT
Sportlichere Spiele waren dahingegen teilweise alle an richtige Sportarten orientiert.

BANDY
Beim „Bandy“ handelte es sich um eine Art Hockey. Es bildeten sich zwei Teams, die mit einem Stock, der einem heutigen Hockey-Stock ähnlich war, nur mit einem kürzeren Blatt, versuchten einen Ball ins Tor zu befördern. Die Kinder benutzten in ihrem Spiel einfach Baumzweige und alles, was einem Ball ähnlich war.

CURLING
Im Winter ging es aufs Eis wo man in zwei Teams über eine Strecke Granitsteine über das Eis schlittern ließ, mit dem Ziel die Steine so nahe wie möglich an das abgesteckte Ziel zubekommen.

DOSENKICKEN
Fußballvariante nur mit Dosen

BATTLEDORE AND SHUTTLECOCK
Eine sehr frühe Variante des heutigen "Badmintons". Jungs und Mädchen in jedem Alter spielten es sehr gerne. Mit dem Federballschläger wurde versucht so lange wie möglich den Federball in der Luft zu halten.

"FOOTBALL"
Das heutige Football wurde aus Fußball und Rugby erschaffen. Doch während des 19. Jahrhunderts war damit wirklich eher das heutige, moderne Fußball gemeint. Die Regeln waren einfach – das Team, das in zwei Runden von drei, gewonnen hatte, war der Sieger. Ab 1870 fing man an die Regeln zu erweitern – Universitäts-Teams durften die Bälle auch unter dem Arm tragen und die Verteidiger durften den Spieler im Ballbesitz zu Boden werfen.

BASEBALL
Baseball hat sich über die letzten 100 Jahren nicht wirklich verändert, außer dass die Kinder damals weder Helme, noch Handschuhe oder anderen Körperschutz trugen.

MURMELSPIELE
Alles was einer Murmel gleich kam wurde damals verwendet – Nüsse, kleine Steine.
Am beliebtesten war es einen Kreis auf den Boden zu zeichnen, ein paar Murmeln in die Mitte zu legen und diese dann mit den eigenen Murmeln aus dem Kreis zu schießen. Gewonnen hatte der Spieler mit den meisten Murmeln.

VERSSPIELE
Bei diesen Spielen wurden zwei Teams gebildet. Jedes Team bildete eine geschlossene Kette auf seiner Seite. Dann sangen sie alle ein Reimvers. Endete dieser leicht herausfordernder Vers, musste ein Spieler des einen Teams versuchen auf die andere Seite des Spielfelds zu rennen, um dort die Kette aus Kindern zu durchbrechen.


Andere Spiele damals beinhalteten auch einfachere Dinge wie Heuhüpfen, Jo-Jos, Verstecken spielen, Erwachsenenalltag nach spielen, Ringewerfen, Ball zuwerfen, Seilziehen (wobei man gerne Varianten erfand wie das Ziehen über Matsch oder einem kleinen Fluss), ein Reifen aus Holz mit einem Stock ins Rollen bringen, während das Kind nebenher rannte... sofern die Kinder erfinderisch waren gab es auch für jene, die nicht in der Lage waren Spielzeug zu kaufen (Puppen, Soldatenfiguren, Bälle) genug Möglichkeiten Freizeit sinnvoll zu nutzen.

Quelle: http://www.literacycommunity.com/grade3/...games.html
SPIELVERBOT - SONNTAGSSPIELZEUG

Weit verbreitet war es in Amerika an einem Sonntag das Spielen zu verbieten.

Es herrschte in fast allen Teilen Amerikas bis in das viktorianische Zeitalter auch Ruhetag für die Kinder.

Es war ihnen erlaubt religiöse Texte oder Bücher zu lesen oder dem Vorlesen aus der Bibel zu lauschen.

Alle Spielsachen wurden zur Seite gepackt, bis auf Dinge, die einen religiösen Hintergrund hatten.

Diese Spielsachen wurden "Sonntagsspielzeug" genannt.

In dieser Zeit entstand ein Spielzeugset um die Arche Noah. Die Sets variierten, aber alle beinhalteten ein Boot, Noah und seine Frau, ein paar Tiere und eine Taube. Teurere Ausgaben hatten auch die Söhne und bis zu 100 Tierpaare.

Es gab den "Wolf im Schafspelz", ein kleiner Stoffwolf versteckt unter abnehmbaren Stoff, Jacobs Leiter, Puzzlespiele mit Kirchenpsalmen und manche Puppen, die Kirchenpuppen genannt wurden, waren ebenfalls erlaubt, ging man davon aus, dass die Kinder mit ihnen Kirchenzeremonien nachspielen konnten, wie die Taufe.
KINDERKLEIDUNG

(Die hier verfügbaren Links waren leider alle nicht mehr aktiv. Wir bemühen uns um aktuellere Informationen)
UMGANG MIT WAISENKINDER

Einen sehr interessanten Bericht über den Umgang mit den zahlreichen Straßenkindern aus dem Osten Amerikas habe ich hier gefunden:

http://gardnernews.com/orphan-trains-pla...h-century/



Weitere Informationen:

http://www.kancoll.org/articles/orphans/or_hist.htm

https://en.wikipedia.org/wiki/Orphan_Train

http://www.pbs.org/wgbh/amex/orphan/