Wie sah ein Schultag aus? Was wurde unterrichtet? Was wurde von den Kindern erwartet? Schulmaterial, Schulbücher...
Während die Kinder aus wohlhabenden Familien zu Hause von einem Privatlehrer unterrichtet wurden oder in den Städten auf Privatschulen gingen, wurden die Kinder auf dem Land oder aus ärmeren Familien zu Hause von ihren Eltern unterrichtet, wenn überhaupt. Vor allem während der Erntezeit, wo jede helfende Hand nötig war, setzte der Unterricht aus.
Die frühen Schulen der Siedler im Westen waren einfache Gebäude mit einem Raum und einem Dach darüber. Nur wenige Fenster, gerade genug um Licht hereinzulassen, damit die Schüler ihre Arbeiten sehen konnten. Im Winter wurde gefroren.
Um so mehr Siedler ins Land kamen, um so mehr Kinder besuchten die Schule und größere, bessere Gebäude wurden erbaut. Obwohl es noch immer Einraumklassenzimmer waren, waren die Schulen heller und freundlicher, mit mehr Fenstern, richtigen Schreibpulten und einem richtigen Ofen zum Heizen im Winter.
Üblich waren zwei Eingänge, einer für die Jungs und einer für die Mädchen. Im Klassenzimmer selbst saßen die Mädchen auf der einen Seite, die Jungs auf der anderen. Die jüngsten Schüler saßen ganz vorne in der unmittelbaren Nähe des Lehrers. Und es gab endlich eine Tafel.
Die meisten Lehrer dieser Zeit waren Männer und wurden als Schulmeister betitelt. Lehrerinnen mussten noch am Anfang des 19. Jahrhunderts alleinstehend sein, um ihren Beruf ausüben zu können. Heirateten sie, mussten sie den Beruf aufgeben. Das änderte sich nach 1850.
Zu Anfang des Jahrhunderts waren die Lehrer bei weitem nicht für den Beruf ausgebildet. Es reichte wenn ein Mann lesen, schreiben und mit Kindern umgehen konnte. Viele Lehrer waren Soldaten im Ruhestand, die nach ihrem Armeedienst einen Job suchten.
Kam ein neuer Lehrer in die Stadt, legte die Bevölkerung Geld zusammen für seine Bezahlung und stellten ihm ein Zimmer zur Verfügung. Konnte eine Familie mal nicht gleich zahlen, bekam der Lehrer seine Bezahlung in Form von Essen oder anderen Dingen, die sie entbehren konnten.
Mitte des Jahrhunderts drängten jedoch mehr Frauen in den Beruf und änderten das Bild der Schule, zusammen mit einer Reformation im Schulwesen. Es gab richtige Ausbildungen für Lehrer und qualifizierte Leute, gegen ein allerdings geringes Gehalt, übernahmen die Stellen an den Schulen.
Da von einem einzigen Lehrer alle Schüler in der Schule zur selben Zeit unterrichtet wurden, aufgeteilt in 8 Klassenstufen, wurde gutes Benehmen und Respekt von den Kindern erwartet. Schlechtes Benehmen von den Kindern wurde nicht toleriert und dem Lehrer lag es frei seine Schüler so zu bestrafen, wie er es für richtig hielt.
Die Anzahl der Schüler in einem Klassenraum gab dem Lehrer darüber hinaus auch nicht die große Möglichkeit eines breiten Fächerangebots. Man konzentrierte sich daher auf die „Drei Rs = Reading, wRiting und aRithmetic (lesen, schreiben, rechnen). In den ländlichen Gegenden war neben diesen Drei R’s vor allem das Lesen der Bibel Hauptgegenstand des Unterrichts. Denn es galt damals, dass das Lesen der Bibel einen zu einem guten Menschen machte.
Beim Schreiben wurde vor allem auf Schönschrift wertgelegt, weil eine schöne Handschrift zu dieser Zeit bedeutete, dass jemand eine kultivierte Person war. Rechnen hingegen war für jeden wichtig, der später Farmer, Handwerker oder Geschäftsführer werden wollte. In größeren Städten wurden allerdings auch Fächer wie Geschichte, Grammatik, Geographie und sogar Fremdsprachen unterrichtet. Letzteres vor allem in Gebieten wo Auswanderer in einer großen Zahl einwanderten, wie Deutsche, Holländer...
Schulbücher und Schreibpapier war in den Pioniergegenden natürlich Mangelware. Neben Der Bibel war nur ein weiteres Buch für die Schüler verfügbar. Der sogenannte „Primer“. Er beinhaltete das Alphabet, Zahlen, Wörter zum Buchstabieren und Gedichte. Er wurde für alle Schüler eingesetzt, die das Lesen und Schreiben zu lernen anfingen.
Das beliebteste Buch im 19. Jahrhundert war der „Electic Readers“ von William Holmes McGuffey. Der Readers bestand aus sechs Bücher - Band eins begann mit dem Primer und mit jedem weiteren Band wuchs die Schwierigkeit der Aufgaben. Aber nicht nur lesen und schreiben wurde durch den Reader vermittelt, sondern auch andere Aspekte, auf die in der Schule sehr viel Wert gelegt wurde – Grundwissen im Umgang mit Aufrichtigkeit, ordentliches Benehmen, Mut und Barmherzigkeit.
Einige Kinder übten das Schreiben auch in richtigen Schreibheften, die allerdings keine Linien besaßen. Die Kinder mussten sich mit einem Lineal die Linien erst ziehen. Wer sich ein Heft nicht leisten konnte schrieb auf Schiefertafeln. Das Schreibgerät war ein sogenannter „Quill“. Eine angespitzte Gänsefeder, die mit Tinte vollgesaugt wurde. Dies hinterließ natürlich recht nasse Spuren auf einer Seite, so dass die Schüler ein „Schmierpapier“ auf die fertige Seite legen mussten, um das Verschmieren zu verhindern. Für die Schiefertafeln gab es spezielle Schreibstifte.
Das Läuten der Schulglocke war das Zeichen für den Unterrichtsanfang. Die Kinder mussten vor dem Betreten des Schulgebäudes ihre gute Erziehung beweisen, in dem die Jungs sich vor dem Lehrer verbeugten und die Mädchen einen Knicks machten. Der Unterricht begann dann mit einem Vaterunser, gefolgt vom Lesen der Bibel und einem Anwesenheitsappell. Jeder der sich verspätete und nicht bei dem Anwesenheitsappell im Gebäude war, musste draußen warten bis zur Pause. Auch an eiskalten Wintertagen.
Es gab zwei Pausen während dem Tag. Eine am Morgen, und eine weitere am Nachmittag. Die Zeit wurde für typische Spiele genutzt – Seilspringen, Murmelwerfen und Ballspiele. Die Spielsachen der Kinder waren Dinge, die sie zu Hause gefunden oder selbst gebastelt hatten. Ein Ball z.B. konnte aus einem alten Hemd bestehen, das mit weichen Material ausgestopft war. Dabei war es für die älteren Mädchen völlig unpassend an solchen Ballspielen teilzunehmen. Sie beschäftigten sich z.B. mit Ratespielen.
Natürlich waren die Kinder wie zu allen Zeiten auch damals zu vielen Späßen aufgelegt. Selbst in der strengen viktorianischen Zeit fanden die Kinder Möglichkeiten Streiche zu spielen, um sich auszutoben. Ein beliebtes Spiel dabei war
„Smoking Out the Master“. Ältere Jungs spielten es besonders gerne. Dabei kletterten sie auf das Dach des Schulhauses und stopften in den Kamin Blätter und Zweige. Der Schulraum füllte sich schnell mit Rauch und jeder war gezwungen sofort ins Freie zu rennen.
Andere Streiche beinhalteten solche Dinge wie einen Grashüpfer oder eine Spinne in die Lunchbox oder in das Federetui zu setzen, um die jüngeren Kinder vor Schreck schreien zu hören, wenn sie die Insekten entdeckten.
Manche benutzten das Schmierpapier um kleine Kügelchen zu formen, um sie als „Spuckbälle“ zu benutzen oder schütteten Wasser auf den Sitz eines Klassenkameraden. Allerdings hing die Bestrafung beim Erwischtwerden von dem jeweiligen Lehrer ab und die Bestrafung konnte unter Umständen sehr hart ausfallen. „Schlechtes“ Benehmen, zu dem eindeutige diese Art von Streichen zählte, konnte zu einer Vielzahl von Bestrafungen führen. Und recht häufig wurden die Kinder nach der Schulbestrafung auch noch zu Hause für ihr Vergehen bestraft.
Aber nicht nur für diese Streiche wurden Kinder in der Schule diszipliniert – eine falsche Antwort, eine schlechte Vorbereitung für den Unterricht, ein Zuspätkommen oder gar das Einschlafen im Unterricht führte zu Strafen. Oft mussten die Schüler als Strafe immer wieder dieselben Sätze schreiben, Zeile für Zeile, ins eigene Heft oder an der Tafel nach dem Unterricht. Manchmal mussten sie zusätzlich zu den Hausaufgaben noch extra lange und schwierige Textzeilen auswendig lernen. Manchmal sorgte der Lehrer auch für beschämende Bestrafungen, in dem er dem betreffenden Schüler eine Eselsmütze aufsetzte oder ein beschämendes Schild um den Hals hängte z.B. musste ein Junge eine Mädchenhaube aufziehen und sich auf die Seite der Mädchen setzen, oder der betroffene Schüler war gezwungen auf einem schmalen Holzsteg in der Ecke zu knien oder darauf zu balancieren. Die Klammer z.B. war eine harte und gefürchtete Bestrafung. Dabei wurden die Haare des ungehorsamen Kindes mit einer Spange nach oben zusammengebunden, die dann mit einer Klammer an einer erhöhten Stelle des Klassenzimmers angebracht wurde, so dass das Kind gezwungen wurde auf Zehnspitzen zu stehen, um dem Schmerz zu entgehen. Und zwar so lange, bis der Lehrer der Meinung war, das der/die Schüler/in die Lektion gelernt hatte.
Gerieten Junges im Klassenzimmer oder in der Pause in eine Schlägerei, wurden sie vom Lehrer getrennt und jeder bekam z.B. von ihm eine Rute in die Hand. Damit mussten sie sich gegenseitig schlagen. Schlugen sie in den Augen des Lehrers nicht hart genug, bekamen sie vom Lehrer einen entsprechend scharfen Hieb. Man nahm allen Ernstes, aus welchen Gründen auch immer, zu dieser Zeit an, dass diese Bestrafung helfen würde, die Kinder vor einem erneuten Kampf abzuhalten.
Die häufigste und strengste Bestrafung, die Kinder in der Schule erhielten, war eine Tracht Prügel mit einer Rute oder einem Holzstock aus Nussbaum. Dabei wurde ihnen die Schläge so hart verabreicht, dass sie oft mit roten Striemen über ihren Beine nach Hause kamen. Nur um dort häufig dafür noch einmal auf dieselbe Art bestraft zu werden.
Allerdings gab es auch zahlreiche Eltern, die sich zu heftige und gar brutale Erziehungsmethoden ihrer Kinder nicht gefallen lassen wollten. Aufzeichnungen belegen durchaus liberale Eltern, die ein Abschaffung der Körperstrafe schon im 19. Jahrhundert forderten oder gar Lehrer absetzen ließen, die ihre Kinder regelrecht quälten.
Während dem 19. Jahrhundert hatten die Kinder mehr Verantwortung für den ordentlichen Zustand ihrer Schule. Zwar oblag das meiste dem Lehrer, aber die Schüler mit ihren Eltern bemühten sich sehr mitzuhelfen. Z.B. versorgten die Familien der Gemeinde die Schule mit Holz im Winter. Die Kinder trugen jeden Morgen einen Arm voll Holz mit sich in die Schule und jeden Tag war ein anderes Kind im Winter für das Anzünden des Ofens zuständig und musste schon früher, vor den anderen, in der Schule dafür da sein. Der Lehrer überprüfte täglich den freien Kamin, damit sie nicht ausgeräuchert wurden. Er verteilte auch täglich die unterschiedlichen Reinigungsarbeiten auf seine Schüler – der Schulraum wurde täglich ausgefegt, die Tafel musste gereinigt werden, frisches Wasser musste täglich zur Verfügung stehen und die Fenster wurden regelmäßig geputzt.
Auch wenn die Schulen des 19. Jahrhunderts streng waren und viel harte Arbeit und Konzentration von den Schülern verlangte, liebten die Kinder dieser Zeit in der Schule. Viele empfanden es sogar als Privileg zur Schule gehen zu dürfen und genossen die Zeit fern der häuslichen Arbeiten und die Zeit, die sie mit anderen Kindern verbringen durften. Manche verließen nur mit einem weinenden Auge nach acht Jahren „ihre“ Schule....
BEISPIEL KORREKTE KÖRPERHALTUNG in der Schule: ein interessantes Foto gibt es
hier<- korrekte Körperhaltung im Leben und in der Schule am Beispiel der Jungen.[/color]